Ganz von den Christen abgesondert? – Jüdische Wohnungen in Wien im 18. Jahrhundert – eine Spurensuche.
HR Mag. Elisabeth Loinig (NÖ Institut für Landeskunde)
11. Mai 2017, Vortragssaal des Wiener Stadt- und Landesarchivs
Am 11. Mai 2017 referierte wHR Mag. Elisabeth Loinig vom NÖ Institut für Landeskunde über das Thema „Ganz von den Christen abgesondert? – Jüdische Wohnungen in Wien im 18. Jahrhundert – eine Spurensuche“. Sie berichtete, dass es den Wiener Juden bis in die Zeit nach dem Tod von Kaiser Franz I. nicht erlaubt war, Hauseigentum in der Stadt zu erwerben, und dass unter den Habsburgern des 18. Jahrhunderts verschiedene einschränkende Bestimmungen speziell für diese Glaubensgruppe geschaffen wurden. So mussten die Juden damals ihr Aufenthaltsrecht durch eine eigene Abgabe erkaufen, weil sie sonst nur befristet in der Stadt sein durften. Die damals nur wenigen jüdischen Familien gehörten meist zu den Spitzen der bürgerlichen Gesellschaft, wurden teilweise sogar geadelt und waren führende Bankiers (Oppenheimer, Wertheimer, Eskeles, Arnstein) oder Großindustrielle (Königswarter, Wertheimstein, Todesco) in der Monarchie. Trotzdem mussten sie in gemieteten Gebäuden wohnen. Frau Mag. Loinig präsentierte in ihrem Vortrag damalige Häuser dieser jüdischen Familien und stellte fest, dass sich diese großteils über das Areal der heutigen Innenstadt verteilt befanden, wiewohl man bestrebt war, die Juden auf bestimmte Stadtviertel zu konzentrieren. Ebenso zeigte sie, dass die Juden die diskriminierenden Bestimmungen, die erst durch Josef II. etwas gelockert wurden, vielfach umgehen konnten. Eine Besserung der Lebensverhältnisse für Juden gab es erst nach der Revolution des Jahres 1848.
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