Tagung: Hausnummerierung und urbane Moderne. 250 Jahre Hausnummerierung in der Habsburgermonarchie
Bilanz und Perspektiven der Erforschung einer unscheinbaren Kulturtechnik
Leitung: PD Dr. Anton Tantner
21. bis 22. Oktober 2021, Vortragssaal des Wiener Stadt- und Landesarchivs
Am 21. und 22. Oktober 2021 fand die von Anton Tantner (Institut für Geschichte, Forschungsgruppe The State Multiple) konzipierte und von verschiedenen Institutionen wie dem Verein für Geschichte der Stadt Wien geförderte Tagung “Hausnummerierung und urbane Moderne. 250 Jahre Hausnummerierung in der Habsburgermonarchie” statt.
Anlass dazu bot das am 10. März 1770 erlassene Patent, mit dem in den westlichen Provinzen der Habsburgermonarchie die Hausnummerierung eingeführt wurde. Die Durchführung dieser großen Aktion war in manchen Ländern erst nach mehr als zwei Jahren vollendet. Dies sollte zum Anlass genommen werden, im Rahmen eines Symposions den bisherigen Stand der Erforschung der Geschichte dieses vermeintlichen Details – der Hausnummer – zu bilanzieren.
Das Symposion stand dabei in Zusammenhang mit einem Forschungsvorhaben zur Kulturtechnik der Nummerierung und war organisatorisch in die 2018 an der historisch-kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien gebildete Forschungsgruppe „The State Multiple“ eingebunden.
Dabei eingeladenen Forscherinnen und Forscher, die zur Geschichte der Hausnummerierung in Wien beziehungsweise der Habsburgermonarchie arbeiten, präsentierten ihre Ergebnisse zusammen mit Arbeiten von Kolleginnen und Kollegen, die international zur Geschichte der Hausnummerierung forschen beziehungsweise als Praktiker in städtischen Verwaltungen zur Geschichte der Hausnummerierung publiziert haben. Des weiteren fanden theoretische Beiträge zur Kulturtechnik der Nummerierung statt, die die Arbeiten zur Hausnummerierung in einen noch weiteren Forschungskontext stellen.
Am ersten Tagungstag, 21. Oktober 2021, sprach nach einleitenden Worten von Anton Tantner Cristina Sasse “Vom Suchen und schnellen Finden. Kontexte, Diskurse und Praktiken der Hausnummerierung in England, 1700-1940”.
Es folgte Vincent Denis mit seinem Vortrag “Parisians and house numbers during the long XVIIIth century”, in dem er auf das französischen System der Hausnummerierung einging.
Mit Kirsten Rüther wurden die Tagungsteilnehmerinnen und Tagungsteilnehmer nach Afrika geführt, wo die Referentin der Frage nachging “Do Africans need an address? The meaning of house numbers in late colonial Zambia”.
Anschließend daran informierte Deirdre Mask über “Adressing Slums in India”.
Nominale, ordinale und kardinale Zahlzuweisen brachte Heike Wiese in ihrem Vortrag “Alles, was Rang und Namen hat? Zahlzuweisungen in der Bedeutung von Hausnummern” den Tagungsteilnehmerinnen und Tagungsteilnehmern nahe.
Der Vortrag von Maren Lehmann “Die Unperson als bürokratisches Ereignis: Individualitätsentwürfe auf Papier” musste leider entfallen. Das Paper stand den Tagungsteilnehmerinnen und Tagungsteilnehmern allerdings zu Verfügung.
Léon Hanssen aus den Niederlanden sprach “Im Magnetfeld der Hausnummern: Streifzüge in die Hauntologie einer peripheren Disziplin” über verschwundene Hausnummern und falsche Farbzuweisungen.
Der aus der Schweiz online zugeschaltete Markus Krajewski beschäftigte sich in seinem Vortrag “Serendipity in Häusermeeren und Bücherbergen” mit Ordnungssystem in Bibliotheken sowie bei Häusern.
An zweiten Tagungstag, 22. Oktober 2021, stand Wien im Zentrum der Vorträge. Anton Tantner sprach über “Nummerierung – eine unscheinbare Kulturtechnik”.
Über Wien und seinen “Zahlensalat” sowie die Umsetzung von Gebäudedaten im Wien Geschichte Wiki berichteten Christoph Sonnlechner und Manuel Swatek in ihrem Vortrag “Ein spanisches Dorf? – Zur Problematik der Wiener Häusernummerierungen”.
Abschließen beschäftigte sich Maximilian Maurer mit “Namen, Nummern, Zeichen. Die Beschreybungen Wiens durch das Hofquartieramt (ca. 1560-1780)”.
Die Tagung durch koorganisiert und gefördert durch: Wiener Stadt- und Landesarchiv, Wienmuseum, Verein für Geschichte der Stadt Wien, Stadt Wien Kultur, Institut für Wissenschaft und Kunst, Universität Wien (Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät, Institut für Geschichte sowie Forschungsgruppe State Multiple), Österreichische Gesellschaft für Dokumentation und Information, Verband der wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs (VWGÖ).
Wir danken allen beteiligten Institutionen und Personen sowie Referentinnen und Referenten.
Bericht und Fotos: Susanne Claudine Pils
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