Online-Vortrag: Die Repräsentation der Stadt Wien im Spiegel ihres Wappens
Beispiele aus acht Jahrhunderten
Vortragender: Dr. Christoph Sonnlechner, Mag. Manuel Swatek (Wiener Stadt- und Landesarchiv)
Moderation: Prof.in Dr.in Susanne Claudine Pils
21. Jänner 2021, 19:00, Online-Raum: Zoom
Am 21. Jänner 2021 referierten die Vorstandsmitglieder Dr. Christoph Sonnlechner und Mag. Manuel Swatek (beide Wiener Stadt- und Landesarchiv) in einem Online-Vortrag, dem über 60 Personen folgten, über die Repräsentation der Stadt Wien im Spiegel ihres Wappens. In ihrem Vortrag, der Teil des von Anfang Oktober 2020 bis Ende Februar 2021 laufenden Themenschwerpunkts „Wiener Wappen und Siegel – Geschichte und Verwendung“ war, wurde anhand von zahlreichem Bildmaterial die Geschichte des Wiener Wappens nachgezeichnet und die unterschiedlichen Ausformungen vorgestellt, die das Stadtwappen im Lauf seiner Geschichte erfahren hat.
Dabei kann eine große Bandbreite beobachtet werden, die nicht zuletzt im Wappenbrief von 1461 ihren Grund hatte: Hier wurde nämlich der traditionelle, seit dem 13. Jahrhundert verwendete Kreuzschild mit keinem Wort erwähnt. Stattdessen verlieh Kaiser Friedrich III. Wien das Recht, ein Doppeladlerwappen zu führen. Da die Stadt aber auf den Kreuzschild nicht verzichten wollte, kombinierte sie ihre beiden heraldischen Zeichen in immer wieder verschiedenartiger Weise.
Lange Zeit war das Wappen jedoch nicht normiert, immer neue, dem Zeitgeschmack angepasste Wappen waren in Verwendung. Zwischen circa 1850 bis 1870 wurde schließlich gänzlich ein anderes Stadtwappen gewählt, nämlich der 1842 nach dem Abriss des Taschnerhauses am Lichtensteg auf die Fassade des (Altes) Rathauses übertragene gotische Wappenengel, der eine Vereinigung der Wappen von Österreich und Wien darstellte. Sehr bald äußerst populär, fand er sich nicht nur auf Heimatscheinen, Bürgerrechtsverleihungen, Schulen und städtischen Kutschen Verwendung, sondern auch auf dem auf dem 1853/1855 angefertigten silbernen Einband des Ehrenbürgerbuchs, auf dem der Wappenengel auf den Doppeladler gelegt wurde.
Erst 1870 hatte der Wappenengel wieder ausgedient, nachdem durch die im 19. Jahrhundert einsetzende historische Forschung zu den Wiener Wappen in diesem Jahr schließlich in eine erste Normierung des Stadtwappens im Sinne des Historismus mündete. Indem man die heraldischen Zeichen auf verschiedene Weise kombinierte, versuchte man sowohl Kreuzschild als auch dem Doppeladler genüge zu tun.
Erst 1925 einigte man sich nach der wenige Jahre zuvor erfolgten Trennung von Wien und Niederösterreich in Wien auf ein neues Stadtwappen und griff dabei auf mittelalterliche Vorbilder zurück. In dieser Form wurde es auch – nach dem Rückgriff des Dollfuß-Schuschnigg-Regimes auf das vor Zusammenbruch der Monarchie gültige Wappen und das in der NS-Zeit modifizierte Doppeladlerwappen – durch den Wiener Landtag in seiner Sitzung vom 14. Februar 1946 wieder beschlossen. Grafisch modernisiert wird es seit dem 21. Oktober 1997 verwendet, als Wien ein neues Gesetz über seine Symbole beschlossen hat, das erstmals auch eine Regelung der Landesflagge und der Landesfarben enthielt.
Nachzulesen ist die Geschichte des Wiener Wappens sowohl der Stadt als auch der einzelnen Bezirke im Wien Geschichte Wiki. Dort findet sich auch eine interaktive Karte, die den Gebrauch dieser städtischen Symbole im öffentlichen Raum zeigt. Eine weitere interaktive Karte setzt sich mit der Verwendung von Wappen auf Grenzsteinen im Wiener Raum auseinander.
Der Vortrag wurde aufgezeichnet und kann auf unserem Youtube-Kanal angesehen werden: Online-Vortrag: Die Repräsentation der Stadt Wien im Spiegel ihres Wappens
Bericht: Susanne Claudine Pils
Zur Person
Dr. Christoph Sonnlechner, MAS, Mitarbeiter im Wiener Stadt- und Landesarchiv; Vizepräsident des Vereins für Geschichte der Stadt Wien; Mitglied des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Forschungsschwerpunkte: Umwelt- und Verwaltungsgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, Institutionengeschichte, Stadtgeschichte.
Mag. Manuel Swatek, MAS, Mitarbeiter im Wiener Stadt- und Landesarchiv; Generalsekretär-Stellvertreter des Vereins für Geschichte der Stadt Wien; Mitglied des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Forschungsschwerpunkte: Stadtgeschichte, historische Topografie, Institutionengeschichte.
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