Festvortrag: „Alles entspricht hier der Größe der Monarchinn“
Neue Forschungen zur maria-theresianischen Sommerresidenz Schönbrunn
Vortragende: Dr.in Elfriede Iby (Schönbrunn Group), Dr.in Anna Mader-Kratky (Österreichische Akademie der Wissenschaften)
Moderation: Dr.in Susanne Claudine Pils
17. Juni 2021, 19:00, Wappensaal des Wiener Rathauses
Im Anschluss an die Vollversammlung 2021 des Vereins für Geschichte der Stadt Wien fand am 17. Juni ein Festvortrag mit dem Thema „Alles entspricht hier der Größe der Monarchinn“ statt, bei dem Dr.in Elfriede Iby von der Schönbrunn Group und Dr.in Anna Mader-Kratky von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften neue Forschungen zur maria-theresianische Sommerresidenz Schönbrunn präsentierten. Die wissenschaftliche Abteilung der Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. und der Forschungsbereich Kunstgeschichte des Instituts für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraumes (IHB) der ÖAW erarbeiten derzeit eine gemeinsame Publikation zur kaiserlichen Sommerresidenz Schönbrunn, die sich der Schlossanlage vom späten 17. Jahrhundert bis heute widmet.
Frau Dr.in Iby beschäftigte sich im ersten Teil des Vortrags mit den Räumlichkeiten des Schlosses, vor allem mit jenen, die Maria Theresia während ihrer Witwenzeit bewohnte. Nach einer kurzen Baugeschichte von Schönbrunn zeigte sie anhand vieler Bilder, welche Appartements Maria Theresia wenige Jahre nach dem Tod ihres Gemahls Franz I. Stephan im Erdgeschoß bezog. Sie zeichnen sich durch die Landschaftsmalereien aus, die in ihrem Auftrag der Maler Johann Wenzl Bergl in den Jahren 1769 und 1770 schuf. Sie bieten ein einzigartiges Ensemble, dessen Illusionsmalerei von unberührten exotischen Landschaften bis in einen rekonstruierten Garten reicht. Die Räume sind in ihrer Geschlossenheit bis heute erhalten und wurden in ihrer Funktionsfolge vorgestellt, wobei der Fokus auf die hohe künstlerische Qualität und Originalität der malerischen Ausstattung gelegt wurde.
Anschließend widmete sich Frau Dr.in Mader-Kratky den Parkanlagen des Schlosses. Ihnen galt das Augenmerk von Kaiser Franz Stephan, wobei er sich vor allem mit der Menagerie und den botanischen Anlagen beschäftigte. Am Schönbrunner Berg, der an das Große Parterre anschließt, wurde eine breite Schneise durch den Wald gelegt, die erst nach dem Tod des Kaisers gestaltet wurde. Auf Initiative von Staatskanzler Wenzel Anton Fürst Kaunitz-Rietberg und unter der künstlerischen Federführung von Hofarchitekt Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg und dem Bildhauer Johann Wilhelm Beyer entstand dort in den 1770er Jahren eine aufwendige Gartenanlage, die ein finales Probierfeld habsburgischer Repräsentation barocker Prägung war. Frau Dr.in Mader-Kratky zeigte die vielschichtigen Gartenarchitekturen und die zahlreichen Pläne der Bebauung, bis 1775 die Gloriette fertiggestellt wurde, die als Ausdruck der militärischen Kraft der Monarchie gedacht war. Sie ist so breit wie das Große Parterre, integriert Teile des Neugebäudes und bildet mit den Brunnenanlagen einen hervorragenden Widerpart zum Schloss.
Der Vortrag wurde aufgezeichnet und kann auf unserem Youtube-Kanal angesehen werden: Festvortrag: „Alles entspricht hier der Größe der Monarchinn“
Bericht: Alfred Paleczny
Zur Person
Dr.in Elfriede Iby, Studium der Kunstgeschichte und Völkerkunde in Wien, seit 1994 für Schönbrunn tätig und seit 1997 Leiterin der wissenschaftlichen Abteilung der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. Laufende Forschungsarbeiten zur Bau- und Ausstattungsgeschichte Schönbrunns und zu den Kaiserappartements der Wiener Hofburg sowie Publikationen zum Thema. Der berufliche Verantwortungsbereich umfasst darüber hinaus denkmalpflegerische Aufgaben zur Erhaltung und zur präventiven Konservierung der Gebäudesubstanz des Schlosses Schönbrunn und seiner historischen mobilen Ausstattung. Das entsprechende Collection Management umfasst Inventarisierung- und Monitoringaufgaben und die laufende Erweiterung der Sammlung historischer Objekte. Vorrangiges Ziel dabei ist der langfristige Erhalt des kulturellen Erbes der Habsburger, um dieses in Form von Sonderausstellungen sichtbar und erschließbar zu machen.
Dr.in Anna Mader-Kratky, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und klassischen Archäologie an der Universität Wien; Promotion 2017 mit einer Arbeit zum Wiener Hofarchitekten Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg (1733–1816). Seit 2002 wissenschaftliche Mitarbeiterin der ÖAW (zuerst Kommission für Kunstgeschichte, 2013–2019 Abteilung Kunstgeschichte des IKM, seit 2020 Forschungsbereich Kunstgeschichte des IHB) im Rahmen von Forschungsprojekten zur Wiener Hofburg, zu Schloss Schönbrunn, zu barocker Architektur in Wien und zum Wien[n]erischen Diarium. Forschungsschwerpunkte: Architekturgeschichte des 17. bis 19. Jahrhunderts, Residenzforschung, Zeremoniell und Hofkultur, österreichische Barockmalerei.
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