Vortrag: Stadtumbau: Großbaustellen der Wiener Nachkriegsmoderne im Schrägluftbild | Blick zurück: Ein Streifzug durch die Luftbildsammlung der Stadtvermessung
Veranstaltung zum Themenschwerpunkt „Von der funktionalen zur umweltbewussten Stadt: Stadtplanung 1945 bis 1989“ in Kooperation mit dem Wiener Stadt- und Landesarchiv
Vortragender: Dr. Dipl.-Ing. Friedrich Hauer (Technische Universität Wien), Dipl.-Ing.in Marieke Geiger (Magistratsabteilung 41 – Stadtvermessung)
Moderation: MMag. Nikolaus Schobesberger MA
2. Juni 2022, 18:00, Vortragssaal des Wiener Stadt- und Landesarchivs sowie Online-Raum
Als zweite Veranstaltung zum Themenschwerpunkt „Von der funktionalen zur umweltbewussten Stadt: Stadtplanung 1945 bis 1989“, die in Kooperation mit dem Wiener Stadt- und Landesarchiv stattfindet, gab es am 2. Juni 2022 zwei von MMag. Nikolaus Schobesberger moderierte Vorträge zu Schrägluftbildern bekannter und weniger bekannter Schauplätze der Wiener Stadtentwicklung von den 1930er bis in die 1980er Jahre. In dieser Zeit wurden im Geist der funktionalistischen Nachkriegsmoderne zahlreiche große öffentliche Bauvorhaben umgesetzt. Sie prägen das Bild der Stadt teilweise bis heute. Diese Schrägluftaufnahmen waren für die Stadtplanung und die Stadtrepräsentation dieser Zeit wichtige Medien. Luftbildserien entstanden etwa im Auftrag des Presseinformationsdiensts der Gemeinde Wien und der Media Wien, sie befinden sich heute in den Beständen des Wiener Stadt- und Landesarchivs (1.190 und rund 4.000 analoge Aufnahmen) und des Wien Museums (1.100 digitale Aufnahmen).
Dipl.-Ing. Dr. Friedrich Hauer präsentierte beim ersten Vortrag einige beeindruckende Bilder mit extrem großer Detailschärfe von vier Großbaustellen der Zweiten Republik. Der Bau der Stadthalle wurde anhand einzelner Bauphasen gezeigt und beim Praterstern konnten die Vereinsmitglieder die Entwicklung von einem richtigen Stern in den 1930er Jahren zu einem „Ei“ und einem der größten Kreisverkehre der Welt sehen. Sehr interessant waren die Aufnahmen des Platzes vor der Votivkirche, wo das „Jonasreindl“ und die Votivparkgarage zu einer Entflechtung des Chaos von Straßenbahnlinien und des Achsenproblems der Ringstraße sowie zu einer Beruhigung des Autoverkehrs in diesem Stadtbereich führten. Besonders bei diesen Aufnahmen konnte man viele verloren gegangene Details dieser Verkehrsfläche wiederentdecken. Schließlich zeigte der Referent auch einige Aufnahmen von der Entstehung der Donauinsel und anderer Stadtviertel.
Unter dem Thema „Blick zurück: die Luftbildsammlung der Stadtvermessung“ berichtete anschließend Dipl.-Ing.in Marieke Geiger von der Geschichte, der Entwicklung und den Aufgaben der Schrägluftbilder, die ein wichtiger Teil der Stadtvermessung geworden sind. Ausgehend von der Photogrammetrie, deren Wurzeln in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu finden sind, hat die Verbesserung der Kameratechnik und das Airborne-Laserscanning ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts flächendeckend historische Momentaufnahmen von großem Wert möglich gemacht. Diese lassen nicht nur Erinnerungen aufleben, sondern beantworten rechtliche Fragestellungen und ermöglichen sogar eine 3D-Rekonstruktion des Naturstandes in der Vergangenheit.
Der älteste systematische Bildflug mit Aufnahmen vom damaligen Groß-Wien fand 1938 statt. Abgesehen von Aufnahmen der Royal Airforce in den 1940er Jahren gelang es der Stadtvermessung erst ab 1955 wieder Flugaufnahmen in periodischen Abständen und ab 1999 jährlich durchzuführen. Allein aus dem Jahr 2020 gibt es 47.000 Aufnahmen mit je 450 MP und 3 GB, die auch durch die Jahresvergleiche viele Nutzungsmöglichkeiten und Verwendungsfunktionen erlauben, was die Referentin anhand von Aufnahmen, unter anderem der Seestadt, der UNO City und des Hauptbahnhofes, eindrucksvoll zeigte.
Der Vortrag wurde aufgezeichnet und kann auf unserem Youtube-Kanal angesehen werden:
Vortrag: Stadtumbau: Großbaustellen der Wiener Nachkriegsmoderne im Schrägluftbild
Vortrag: Blick zurück: Ein Streifzug durch die Luftbildsammlung der Stadtvermessung
Bericht und Fotos: Alfred Paleczny
Zur Person
Dipl.-Ing. Mag. Dr. techn. Friedrich Hauer, Stadtmorphologe und Umwelthistoriker, derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsbereich Städtebau der TU Wien und Gastkurator am Wien Museum. Forschungsgebiete sind Stadt- und Siedlungsmorphologie mit Schwerpunkt Wien und Kulturlandschaft, informelles Siedeln, Architektur- und Stadtplanungsgeschichte sowie urbaner Metabolismus
Dipl.-Ing.in Marieke Geiger, Fachbereichsleiterin Photogrammetrie und Airborne-Laserscanning der Magistratsabteilung 41 – Stadtvermessung, Studium der Vermessung und Geoinformation an der TU Wien
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