Vortrag: Das Ende einer Künstlerlaufbahn. (Fast) vergessene Theatergrößen im Wien von der Jahrhundertwende bis 1938

Am 9. November 2023 eröffnete Dr.ⁱⁿ Angela Heide mit ihrem Vortrag „Das Ende einer Künstlerlaufbahn. (Fast) vergessene Theatergrößen im Wien von der Jahrhundertwende bis 1938“ den seit 1. März 2023 laufenden Themenschwerpunkt des Wiener Stadt- und Landesarchivs zum Themenschwerpunkt im Wien Geschichte Wiki „Vorhang auf! Wiener Theater von den Anfängen bis in die Gegenwart“.

„Das Ende einer Künstlerlaufbahn“ – so lautete der Titel des kleinen, unscheinbar zwischen „Verkehrsunfälle” und „Kurze Nachrichten” platzierten Nachrufes auf den „ehemals berühmten Operettentenor Karl Streitmann“ im Salzburger Volksblatt von 30. Oktober 1937. Karl Streitmann ist seinerseits nur einer aus einer ganzen Reihe an ehemals populären Wiener Theatergrößen, die rasch und nachhaltig in Vergessenheit gerieten. Unter ihnen waren einst so eminente Theaterdirektoren wie Arthur Rundt, Hans Ziegler oder Josef Jarno, der, ähnlich wie Streitmann 20 Jahre später im Meidlinger Philadelphia Theater, 1905 im Wiener Prater mit der Übernahme des Lustspieltheaters seine Existenz ein letztes Mal zu retten versuchte.

Anders als in der Ankündigung beschäftigte sich Angela Heide jedoch nicht mit Karl Streitmann, sondern legte ihren Fokus auf Arthur Rundt und die Volksbühnenbewegung.

1906 konstituierte sich der Verein „Wiener Freie Bühne“, der sich die Vermittlung von Theaterkultur für ärmere Volksschichten zur Aufgabe stellte. Da das für Aufführungen ursprünglich vorgesehene Schauspielhaus (8., Stadttheater) noch nicht vollendet war, wählte der Verein das Haus 7., Neubaugasse 36, mit seinem neu errichteten Theatersaal, wo am 12. Dezember 1912 mit Nestroys „Kampl“ die erste Vorstellung des Vereins stattfand. Das Theater erhielt den Namen „Volksbühne“. Ab Februar 1915 wurde das Theater einige Zeit „infolge des Krieges“ geschlossen, im August wiedereröffnet. Der nunmehrige Direktion Arthur Rundt eröffnete mit „Katte“ von Hermann Burte.

Rundt hatte schon zuvor, 1914, die Kammerspiele mitgeleitet, ehe er 1915 gemeinsam mit Hans Ziegler das Renaissancetheater und 1917, erneut mit Ziegler, die Neue Freie Bühne eröffnete.

Philadelphiatheater, Lustspieltheater und Colosseum wurden ihrerseits später zu populären Wiener „Großkinos” – ihre einstigen Theaterleiter sind hingegen heute vergessen. Der Vortrag widmete sich im Rahmen des Themenschwerpunktes „Theater” des Wiener Stadt- und Landesarchivs dem vielschichtigen Wirken dieser einst für die Wiener Theaterlandschaft so wichtigen Theatergrößen und machte dabei deutlich, welche beeindruckende „Fundgrube” für die Wiener Theaterforschung der umfangreiche und faszinierende Aktenbestand des Archivs darstellen.

Vortrag auf Youtube
Der Vortrag wurde aufgezeichnet und kann auf unserem Youtube-Kanal angesehen werden: Vortrag: Das Ende einer Künstlerlaufbahn. (Fast) vergessene Theatergrößen im Wien von der Jahrhundertwende bis 1938

Bericht und Foto: Susanne Claudine Pils

Zur Person

Dr.ⁱⁿ Angela Heide ist Dramaturgin, Kuratorin und Kulturmanagerin. Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft (2005 Promotion Dr.ⁱⁿ phil.), Germanistik, Philosophie und Anglistik in Wien, Berlin und England. Viele Jahre als Studienassistentin am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Wien sowie Hospitantin und Assistentin an verschiedenen Wiener Theatern tätig. Von 1995 bis 1997 lebte und arbeitete sie unter anderem in Oxford, London und Los Angeles. Von 1997 bis 2003 arbeitete sie mit Fritz Muliar zusammen. Für den Themenschwerpunkt “Vorhang auf! Wiener Theater von den Anfängen bis in die Gegenwart” im Wien Geschichte Wiki bearbeitete sie 2022/2023 die Geschichte ausgewählter Theater in allen Bezirken Wien.