Exkursion: Der Wandel vom Friedhof zum Spielplatz: 100 Jahre Währinger Park
Führung: Dr. Christian Hlavac (Galatour)
28. Oktober 2023, 14:00, 18., Währinger Park, Haupteingang Gymnasiumstraße (gegenüber Hausnummer 53, bei Haltestelle 35A, 37A, 40A)
Die Nachfrage nach dieser Exkursion war so groß, dass Dr. Christian Hlavac am 28. Oktober 2023 nacheinander zwei Gruppen je zwei Stunden durch den Währinger Park führte.
Dieser Park entstand 1923 auf dem Grund des Allgemeinen Währinger Friedhofs, der 1783 als einer von fünf Kommunalfriedhöfen angelegt wurde, weil Kaiser Josef II. innerhalb des Linienwalls Bestattungen rund um Kirchen verboten hatte. Als Folge der Anlage des Zentralfriedhofs wurden diese fünf Friedhöfe im 20. Jahrhundert wieder aufgelassen und beschlossen, auf dem Gelände des Allgemeinen Währinger Friedhofs „unter möglichster Schonung des vorhandenen Baumbestandes einen Park [zu] schaffen, welcher der Bewohnerschaft der Umgebung der umliegenden dicht bevölkerten Stadtteile ein Erholungsort sein sollte“. Aus diesem Grund wurden nach der Eröffnung viele Spielflächen für Kinder geschaffen, denen 1933 auch ein noch bestehendes Kinderfreibad folgte. Am Eröffnungstag am 12. Oktober 1923 pflanzte Bürgermeister Jakob Reumann im nunmehrigen Währinger Park eine noch bestehende Eiche. Dr. Hlavac erwähnte, dass es in Währing zur gleichen Zeit auch noch den Währinger Ortsfriedhof gab, auf dem sich unter anderem die ursprünglichen Gräber von Beethoven und Schubert befanden.
Im Gegensatz zu anderen Wiener Parks verlaufen die Wege wie beim alten Friedhof rechtwinkelig und der Baumbestand blieb so weitgehend erhalten. Bis 1933 nannte man den Park auch Robert-Blum-Park, somit mit dem Namen, den der Park auf Wunsch von Bürgermeister Reumann und der damaligen Stadtverwaltung 1923 erhalten sollte. Robert Blum wurde gemeinsam mit drei anderen Revolutionären des Jahres 1848 eine Gedenktafel gewidmet und sie wurden auch auf diesem Friedhof bestattet.
Der interessanteste Teil des Parks ist der Grabmalhain, in dem auch sonst verloren gegangene Denkmäler von künstlerischer und historischer Bedeutung wieder aufgestellt wurden. Ursprünglich bedeckte der Friedhof rund 2/3 der heutigen Parkfläche, ein weiterer Teil befindet sich über einer Tiefgarage vor der ehemaligen Hochschule für Welthandel.
In dem abgezäunten und nicht frei zugänglichen Gräberhain sind nur rund 60 der ehemals tausende Gräber sichtbar erhalten geblieben. Dr. Hlavac zeigte den Exkursionsteilnehmer:innen Gräber, wo Grabstein und Grab unverändert erhalten sind (wenn auch nicht an der ursprünglichen Stelle), wie zum Beispiel bei Friedrich von Gentz, Gräber, wo der Leichnam auf einen anderen Friedhof transferiert wurde und nur der Grabstein erhalten blieb, wie zum Beispiel bei Carl von Ghega, und erwähnte schließlich einige, wo auch die Grabsteine verschwunden sind und man auch nicht mehr weiß, wo sich das Grab befunden hat, wie zum Beispiel bei Emanuel Schikaneder und beim Maler Leopold Kupelwieser.
Bericht und Fotos: Alfred Paleczny; letztes Foto: Christian Hlavac
Zur Person
Dr. Christian Hlavac, geboren 1972 in Wien. Studium der Landschaftsplanung an der Universität für Bodenkultur Wien und der Architektur an der Technischen Universität Wien. Arbeitet als Landschafts- und Gartenhistoriker, Publizist und Lektor.
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