Vortrag: Der Demokrat Robert Blum. Ein Opfer der Wiener Revolution 1848
Veranstaltung des Wiener Stadt- und Landesarchivs zur Themenschwerpunkt „Revolution 1848 – Geburtsstunde der Demokratie in Wien und Österreich“ im Wien Geschichte Wiki (in Kooperation mit dem Verein für Geschichte der Stadt Wien)
Vortragender: a. o. Univ.-Prof. i. R. Dr. Karl Vocelka (Institut für Österreichische Geschichtsforschung, Universität Wien)
16. November 2023, 18:00, 1., Rathaus, Stadtsenatssitzungssaal
In einer weiteren Veranstaltung zum Themenschwerpunkt „Revolution 1848 – Gedenkstunde der Demokratie in Wien“ im Wien Geschichte Wiki luden der Bürgermeister der Stadt Wien Dr. Michael Ludwig das Wiener Stadt- und Landesarchiv und den Verein für Geschichte der Stadt Wien am 16. November 2023 in den Stadtsenatssitzungsaal des Wiener Rathauses zu einem Vortrag von a.o. Univ.-Prof. i. R. Dr. Karl Vocelka vom Institut für Österreichische Geschichtsforschung der Universität Wien ein. Im Mittelpunkt stand Robert Blum, einer der führenden Revolutionäre des Jahres 1848.
In ihren Begrüßungen bezeichnete Gemeinderat Peter Baxant Robert Blum als Symbolgestalt „für ein aktives Einsetzen für eine bessere Welt“ und Frau Direktorin Dr,in Brigitte Rigele das Jahr 1848 „als Geburtsstunde der Demokratie in Österreich und für den Aufstieg des Bürgertums“.
Dr. Karl Vocelka beschäftigte sich nicht nur mit Robert Blum, sondern schilderte auch den Verlauf der Revolution in Wien, die er als einen Wendepunkt der Geschichte bezeichnete, deren Resultate erst Jahrzehnte später wirksam werden konnten. Auch für ihn war das Ereignis in Wien keine lokale Erhebung, sondern in vielen Staaten mit der Forderung nach einer Verfassung, einer freien Presse und anderen Rechten verbunden. Viele Ideen der damaligen Zeit sind auch heute in vielen Ländern der Welt, aber auch in unserem Umfeld noch umkämpft. Letztendlich führte der Aufstand der Bürgerlichen in der Stadt Wien und der Arbeiterinnen und Arbeiter in den Vorstädten zum Beginn demokratischer Strukturen.
Der in Köln 1807 geborene Robert Blum gilt als herausragender, gemäßigter und nicht gewaltbereiter Vorkämpfer für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Einheit und Völkerverständigung. Er wuchs in Sachsen auf und betätigte sich ab 1831 politisch, wobei er sich autodidaktisch weiterbildete. In Leipzig wurde er mit den revolutionären Ideen dieser Zeit konfrontiert und 1848 in die Frankfurter Nationalversammlung der Paulskirche delegiert.
Anfang Oktober 1848 veranlasste der Parlamentarische Klub der “Vereinigten Linken” des Frankfurter Bundesparlaments, eine Deputation mit einer Solidaritätsadresse an den österreichischen Reichstag und an das Wiener Volk nach Wien zu entsenden, die von ihm angeführt wurde. Er wurde Offizier der Akademischen Legion und geriet sofort in den Trubel des Entscheidungskampfes, bei dem er als Redner unter anderem in der Aula der alten Universität, aber auch als Kämpfer auftrat. Nach dem Sieg der kaiserlichen Armee wähnte er sich aufgrund seiner Immunität als Parlamentarier sicher und verzichtete auf eine Flucht.
Trotzdem wurde er verhaftet und am 9. November standrechtlich erschossen. Besonders von den Sozialdemokraten wird er als Märtyrer der Revolution bezeichnet und sie benannten 1923 einen Gemeindebau in der Brigittenau und kurzfristig auch den Währinger Park nach ihm. Dort ist er begraben und eine Gedenktafel erinnert an ihn und drei weitere Mitrevolutionäre.
Bericht und Fotos (1-3 und 5): Alfred Paleczny
Zur Person
a. o. Univ.-Prof. i. R. Dr. Karl Vocelka, Studium und Habilitation für österreichische Geschichte an der Universität Wien. Langjähriger Institutsvorstand des Instituts für Geschichte. Wissenschaftlicher Ausstellungsleiter mehrerer großen Ausstellungen, Vortragender an verschiedenen amerikanischen Programmen (Stanford, Duke, Institute of European Studies etc.).