Vortrag: Shopping im Wien des frühen 19. Jahrhunderts. Einblicke in die Vielfalt der Geschäfte und das “Boutiquenlaufen” adeliger Kundinnen
Vortragende: Dr.in Waltraud Schütz (Institut für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraums, Österreichische Akademie der Wissenschaften)
Moderation: Mag.a Jutta Fuchshuber
11. Jänner 2024, 18:00, Vortragssaal des Wiener Stadt- und Landesarchivs sowie Online-Raum
Am 11. Jänner 2024 referierte Dr.in Waltraud Schütz zu “Shopping im Wien des frühen 19. Jahrhunderts. Einblicke in die Vielfalt der Geschäfte und das “Boutiquenlaufen” adeliger Kundinnen”. Mag.a Jutta Fuchshuber stellte die Vortragende Dr.in Waltraud Schütz als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraums sowie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit dem Spezialgebiet der Wirtschaft im Vormärz vor.
So konnte die Vortragende den diesmal vorwiegend weiblichen Mitgliedern des Vereins für Geschichte der Stadt Wien auf der Basis des Briefverkehrs der gräflichen Schwestern Karoline und Julie Hoyos die Einkaufsgewohnheiten der adeligen Wienerinnen in den 1830er Jahren schildern. Obwohl die Qualität der Wiener Konsumlandschaft damals weit hinter jener von London und Paris lag, gab es auch hier rund um den Graben eine größere Zahl von Geschäften, in denen wohlhabende Frauen „Shopping“ gingen, das heißt sich in verschiedenen Geschäften Produkte zeigen ließen, oft ohne etwas zu kaufen. Der öffentliche Raum in Wien wurde mehr und mehr Konsumbedürfnissen angepasst und erweckte gleichzeitig die Lust am Flanieren und Einkaufen. Beeinflusst und befördert wurde diese Entwicklung durch Inserate und Produktbeschreibungen in einschlägigen Zeitschriften, den ersten großen verglasten Schaufenstern und ähnlichen werbewirksamen Maßnahmen. Julie Hoyos lief stundenlang herum, um Produkte für ihre Schwester, die in Pressburg/Bratislava lebte, aufzutreiben, wofür sie immer wieder hohes Lob in den Briefen erhielt. Die Ballsaison und die Vorweihnachtszeit waren die beliebtesten Konsumzeiten.
Julie Hoyos konnte sich so durch ihre Kommissionstätigkeit ohne Begleitung in der Stadt bewegen und durch die frühzeitige Übernahme der modischen Trends dieser Zeit ihre Familie in Adelskreisen besser präsentieren. Frau Dr.in Schütz zeigte anhand vieler Bilder, wie in den 1830er Jahren die Modegeschäfte in Wien ausgesehen haben und welche Unterschiede es zu den Einkaufsgewohnheiten der heutigen Zeit gab.
Außerdem ging sie auf die Schwierigkeiten jener Frauen ein, die im Vormärz als Textilproduzentinnen und Geschäftsinhaberinnen in der männerdominierten Gesellschaft tätig sein wollten. Anhand der jüdischen Spitzenfabrikantin Elisabeth Reichmann zeigte sie, dass dies für Nicht-Christen noch viel schwieriger war und wie sich Frau Reichmann durch ihre hohe Kompetenz und als Hoflieferantin große Vorteile verschaffte.
Bericht: Alfred Paleczny
Zur Person
Dr.in Waltraud Schütz, Studium der Geschichte an der Universität Wien und am University College Dublin. Juni 2018 Promotion am European University Institute (Florenz) mit einer Arbeit zu Schulunternehmer:innen und Bildungspolitik in der Habsburgermonarchie ab 1774. Von April 2018 bis Jänner 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte der Universität Wien mit einem Projekt zu Unternehmerinnen in Wien um 1800 (gefördert durch den Jubiläumsfond der Österreichischen Nationalbank). Seit Februar 2020 Forschung zu adeligen Geschwistern im Umfeld des Wiener Hofes im frühen 19. Jahrhundert.
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