Jahresbericht 2015
Veranstaltungen
(Programmerstellung durch SR Dr. Helmut Kretschmer):
2015 konnten insgesamt 13 Veranstaltungen – vom Vortrag bis zur Führung, sowie zwei Buchpräsentationen – angeboten werden.
Publikationen
Die drei etablierten Publikationsreihen des Vereins wurden fortgeführt, zudem erschien ein Band der Geschichte der Stadt Wien.
Wiener Geschichtsblätter
Auf insgesamt 398 Seiten reicht die Themenpalette diesmal von den „Wappenfresken im Wappensaal des Alten Rathauses in Wien“ (Monika Sollmann, Heft 2), über „Das Alte und Neue Wiener Rathaus“ (Martin Scheutz, Heft 4) bis zum „Kampf um die Zeit. Öffentliche Uhren und Politik im Wien der Zwischenkriegszeit“ (Peter Payer, Heft 4), vom „‚Arbeitermädel aus Ottakring’ zwischen Sport und Politik“, einem Beitrag, der sich mit dem Leben der Speerwurf-Olympiasiegerin Herma Bauma (1915–2003) beschäftigt (Manfred Mugrauer, Heft 4), über die „Violinpädagogin aus Leidenschaft“ Prof. Margaretha Biedermann, die heuer ebenfalls ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte (Peter Erhart, Heft 4), bis zu den „Duellen“ zwischen dem Direktor der Wiener Hofoper, Hans Gregor, und dem Kritiker der Neuen Freien Presse, Julius Korngold (Liselotte Regler, Heft 1), von „Wien im Pestjahr 1713“ (Christian Gepp, Heft 2) bis zur „Hebung der Gärtnerei, sowie die Hebung des Gärtnerstandes“, der sich mit dem Vereinen der Gärtner und Gartenfreunde in den einstigen Vororten Wiens auseinandersetzt (Christian Hlavac, Heft 1).
Die beiden Beihefte entstanden wiederum als Begleitheft zu den Kleinausstellungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs zu den Themen „Erinnerungen an das Seehospiz der Stadt Wien in San Pelagio-Rovinj“ (Katarina Marič – Tajana Ujčić – Andreas Weigl) und „Wien und seine Gewässer. Eine turbulente Umweltgeschichte“ (Verena Winiwarter – Christoph Sonnlechner u. a.).
Studien zur Wiener Geschichte. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien
Mit dem 2015 erschienenen Jahrbuch konnte nunmehr der Jahrgang 67/68 (2011/2012) vorgelegt werden, der unter anderem Regesten zu den Akten der Innung der Chirurgen und Wundärzte enthält, sich aber auch mit dem Grafiker und Filmplakatmaler Gustav Mezey sowie Wiener Stadtpolitikern vor dem Volksgericht 1945–1957 beschäftigt. Der Band 2013–2015 soll als Dreifachband erscheinen.
Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte
Es wurde an mehreren Bänden der Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte gearbeitet, die in den nächsten Jahren erscheinen werden. Den Beginn wird 2016 der Band von Peter Karner zur Geschichte der Evangelisch-reformierten Kirche in Wien machen, der sich mit Calvinisten, Hugenotten und Zwinglianer als Mitgestalter der Stadt auseinandersetzt.
Geschichte der Stadt Wien
Der von Andreas Weigl, Peter Eigner und Ernst Gerhard Eder herausgegebene achte Band der „Geschichte der Stadt Wien“ zur „Sozialgeschichte Wiens 1740–2010“ beschäftigt sich neben den „Institutionen“ Hof, Bürokratie, Schule und Theater, die große Bedeutung für die Wiener Sozialgeschichte erlangt haben, mit den Themen Ungleichheit sowie soziale und physische Mobilität in Wien von 1740 bis 2010. In dem über 270 Jahre reichenden Betrachtungszeitraum werden Kontinuitäten und Brüche besonders deutlich. Bis zum Ende der alten Gesellschaftsordnung im Jahr 1918 waren ständische und ökonomische Ungleichheiten ineinander verwoben, ehe die Wirkungen und Folgen der beiden Weltkriege und der Weltwirtschaftskrise für eine deutliche soziale Nivellierung sorgten. Ungleichheiten blieben jedoch bestehen: die ökonomische Benachteiligung von (erwerbstätigen) Frauen oder die geringere Lebenserwartung der männlichen Bevölkerung. Die Wiener Migrationsgeschichte war durch ausgeprägte Unterschichtungsphänomene gekennzeichnet, im späten 19. Jahrhundert ebenso wie im Zug der „Gastarbeiterwanderung“ in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit der bis zum Ende der Monarchie bestehenden Gesellschaftsordnung auf das Engste verknüpft war der Wiener Hof, der Sitz des Kaiserhauses, mit seinen vielfachen Einflüssen auf die Wiener Sozialordnung. Im Besonderen galt das für die Bürokratie mit Folgewirkungen bis weit in die republikanische Periode. Sowohl selektive als auch nivellierende Effekte gingen von der Etablierung des allgemeinen Schulwesens aus. Die soziale Schichtung der Wiener Bevölkerung bildete sich nicht zuletzt im Konsum- und Freizeitverhalten ab, wie die Sozialgeschichte des Wiener Theaters dokumentiert. Die gewählte Perspektive der versammelten Beiträge ist teils makro-, teils mikrohistorisch. Die großen strukturellen Veränderungen werden quantifizierend, aber auch in ihren alltagshistorischen Bezügen in den Blick genommen.
Darüber hinaus erschien:
Pro Civitate Austriae. Informationen zur Stadtgeschichtsforschung in Österreich
Von der gemeinsam mit dem Österreichischen Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung und dem Wiener Stadt- und Landesarchiv als „Neue Folge“ herausgebrachten Zeitschrift Pro Civitate Austriae. Informationen zur Stadtgeschichtsforschung in Österreich ist das Heft Neue Folge 20 (2015) erschienen. Der Themenschwerpunkt des Heftes ist der „Bevölkerungsgeschichte“ mit Beiträgen zu den Städten Graz, Krems, Rostock und Wien.
Projekte
Sicherung und Aufarbeitung des Bestandes Filmarchiv media wien
Dieses Filmarchiv enthält Filmaufnahmen der Jahre 1908 bis 1979 (1952–1968 führte die Stadt Wien eine Filmoffensive mit Auftragsfilmen durch) und war erst im Jänner 2011 durch das Wiener Stadt- und Landesarchiv übernommen worden. Das von 2011 bis Juli 2013 in einer ersten Phase bearbeitete Projekt bezweckte die Bewertung und Sicherung dieses Filmbestandes nach kultur- und archivwissenschaftlichen Kriterien und die wissenschaftlich möglichst exakte Erschließung im Sinne der Stadt- und Kulturgeschichte. Diese Bewertung und Erschließung soll zugleich die Grundlagen für die Prioritätensetzung bei der Sicherung und für eine sukzessive Zugänglichmachung der Filme für die Öffentlichkeit durch Digitalisierung in entsprechender Qualität erarbeiten. Die Abstimmung der filmischen Erschließungskategorien auf Grundlage der Konventionen der DCMI (Dublin Core Metadata Initiative) mit den Standards des Wiener Archivinformationssystems WAIS bildet die Voraussetzung dafür, dass die wesentlichen Teile dieser Detailerschließung auch in das Archivinformationssystem übernommen werden können. Das Projekt wurde ab 2015 mit Unterstützung der Magistratsabteilung 7 – Wissenschaft fortgesetzt.