Jahresbericht 2016
Veranstaltungen
(Programmerstellung durch SR Dr. Helmut Kretschmer): Es fanden sechs Vorträge und vier Führungen statt, die gut bis sehr gut besucht waren. Insgesamt sind somit zehn Veranstaltungen im Jahr 2016 zu verzeichnen.
Publikationen
Die drei etablierten Publikationsreihen des Vereins wurden fortgeführt. 2016 erschienen wiederum vier Hefte (insgesamt 346 Seiten) und zwei Beihefte (insgesamt 50 Seiten) der Wiener Geschichtsblätter. Die darin dargebotenen Themen waren wie jedes Jahr überaus vielfältig. So beschäftigt sich Marianne Baumgartner (Heft 1) mit Celestine Truxa, die nicht nur die Hausfrau von Johannes Brahms war, sondern nach dem frühen Tod ihres Mannes als Alleinerzieherin zur Zeitungsherausgeberin und Vereinsfunktionärin wurde. Mit der ebenfalls in ihrem Beitrag behandelten, von Truxa ab 1902 aufgebauten Österreichischen Liga zur Bekämpfung des Mädchenhandels setzt sich im selben Heft Elisabeth Malleier in ihrem Beitrag über die ersten Wiener Polizistinnen im Kontext von „Kinderschutz“ und „polizeilicher Jugendfürsorge“ im frühen 20. Jahrhunderts auseinander. Die städtische Kinderwohlfahrt der „Luegerzeit“ stellt zudem im Heft 1 Elisabeth Heimann in den Mittelpunkt ihrer Studie. Mit dem Beitrag über „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Historischen Museums der Stadt Wien während der NS-Zeit“ von Dieter J. Hecht (Heft 2) und dem von Georg Gänser verfassten Aufsatz über „Organisationen und Vereine der Wiener NSDAP-Hitlerbewegung in ihrer Formierungsphase“ (Heft 3) beschäftigen sich zwei Beiträge mit den Anfängen der NS-Zeit in Wien. Zwei jüdische Sportfunktionäre und Sporträume als Orte jüdischer Selbstvergewisserung in der Ersten Republik stellt der Sporthistoriker Matthias Marschik in den Mittelpunkt seines Beitrags. Der Geschichte der „Allgemeinen Bauzeitung“ geht der Kunsthistoriker Johannes Weiss (Heft 2) nach, während sich Hannes Schönner mit dem „Wiener Bürgermeister Richard Schmitz als Publizist“ auseinandersetzt und „sein enges Verhältnis zu Friedrich Funder“, dem Gründer der „Furche“ hinterfragt (Heft 3). Über „Frühe Rassentheorien im Lexicon des Realis“ schreibt der Sozialhistoriker Walter Sauer (Heft 4). Der Reise von Ferdinand Georg Waldmüller nach Paris im Jahre 1830 geht Sabine Grabner in Heft 4 nach. Ähnlich wie heute gab es bereits im 14. Jahrhundert in Wien eine Sprachenvielfalt, mit der sich der Sprachwissenschaftler Peter Wiesinger in seinem Beitrag eingehend beschäftigt (Heft 3). Der „Entstehung und Metamorphosen des Erdberger Maises“ ist der Beitrag der beiden Umwelthistoriker Friedrich Hauer und Severin Hohensinner gewidmet (Heft 2). „Mozarts Begräbnis“ ist der Ausgangspunkt von Franz Forster zu neuen Überlegungen (Heft 4). „Die antiken Wurzeln der industriellen Entwicklung und deren Spuren in Österreich“ beleuchtet Felix Butschek (Heft 3).
Die beiden Beihefte entstanden wiederum als Begleitheft zu den Kleinausstellungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs. „Der Krauland-Prozess“ wurde dabei von Andreas Weigl im Hinblick auf „Wirtschaftskriminalität im Tauziehen um entzogenes Vermögen“ gezeigt, während sich Karoline Gattringer in ihrer Ausstellung „Jugend hinter Gittern“ mit den Akten des Wiener Jugendgerichtshofes 1945 bis 1960 beschäftigte.
Zudem ist in der Reihe der Bezirksmuseen der Beitrag des Bezirksmuseums Innere Stadt erschienen, in dem Elfriede Fliedl, Kurt Kospach und Harald Praschinger die Geschichte ihres Hauses und seiner Bestände vorstellen.
An den Doppelbänden 2013/2014 und 2015/16 der Studien zur Wiener Geschichte. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien wird gearbeitet.
In der Monographienreihe Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte erschien 2016 das von Manfred Draudt und Andreas Weigl herausgegebene und kommentierte „Kriegstagebuch von Miss Alice Frith“, das sie vom August 1944 bis April 1945 schrieb. Die aus Ester (Surrey) stammende Alice Frith, die bereits in England Erfahrungen als Gouvernante gesammelt hatte, wurde 1910 – 30-jährig – vom jüdischen Großindustriellen Rudolf von Gutmann nach Wien engagiert. Der Familie weiterhin verbunden und mit ihr in einem Haus in Wien-Grinzing lebend, verfasste sie das Tagebuch, in dem sie die traumatischen Ereignisse der letzten neun Monate des Zweiten Weltkriegs mit großer Empathie schildert. Das Buch ist beim Verlag bereits vergriffen und wurde schon nachgedruckt. Am 31. März 2017 wird es beim Heurigen Maly in Grinzing präsentiert.
Für die Reihe Geschichte der Stadt Wien wurden von Andreas Weigl und Peter Eigner Vorarbeiten für den zweiten Teil der „Sozialgeschichte Wiens 1740–2010“ geleistet.
Das seit 2011 in Kooperation mit dem Wiener Stadt- und Landesarchiv sowie mit besonderer Unterstützung durch das Wissenschaftsreferat der Stadt Wien durchgeführte Projekt Sicherung und Aufarbeitung des Filmarchivbestandes media wien wurde 2016 weitergeführt. Zur Zeit sind 400 Filme bzw. Filmzitate online. Das Projekt ist abgeschlossen.
Darüber hinaus ist auch 2016 wieder ein Heft (Neue Folge Heft 21) der vom Österreichischen Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung und unserem Verein in Zusammenarbeit mit dem Wiener Stadt- und Landesarchiv als „Neue Folge“ herausgebrachten Zeitschrift Pro Civitate Austriae. Informationen zur Stadtgeschichtsforschung in Österreich erschienen, dieses Mal mit dem Themenschwerpunkt „Bürgerbücher“ mit Beiträgen zu den Städten Linz und Wien.
Planung 2017
Für 2017 sind wieder vier Hefte der „Wiener Geschichtsblätter“ samt Beiheften, das „Jahrbuch“ sowie ein Heft der „Pro Civitate Austriae“ vorgesehen. Auch für die Reihe der „Forschungen und Beiträge“ befinden sich für 2017 und 2018 wieder einige Bände in Vorbereitung.
Wie bereits letztes Jahr angekündigt wird die nach dem Ersten Weltkrieg zum Erliegen gekommene Reihe „Quellen zur Geschichte der Stadt Wien“ fortgesetzt. Die von SR Prof. Dr. Peter Csendes bearbeiteten Regesten des Wiener Bürgerspitals sind bis zum Jahr 1400 abgeschlossen.