Die Sozialdemokratie zieht in den Krieg
Werner T. Bauer
4. September 2014, Waschsalon des Karl-Marx-Hofes
Die erste reguläre Veranstaltung des Vereins für Geschichte der Stadt Wien im Herbstsemester 2014 führte 20 Mitglieder in den Karl-Marx-Hof. Nach einer kurzen Beschreibung dieser großen Gemeindebauanlage durch die beiden AusstellungskuratorInnen, Werner T. und Lilli Bauer, ging es in den ehemaligen Waschsalon, wo im Rahmen der seit 2010 eingerichteten Dauerausstellung über das „Rote Wien“ eine Sonderausstellung mit dem etwas provokanten Titel „Die Sozialdemokratie zieht in den Krieg“ zu sehen ist. Diese Ausstellung dokumentiert „das völlige Versagen der europäischen Sozialdemokratie in ihren Bestrebungen, im Sommer 1914 einen Krieg zu verhindern“.
Bauer zeigte, wie sich vor allem die Sozialdemokraten in Deutschland und Frankreich, aber auch in Österreich als Speerspitze der Aufklärung sahen und in zahlreichen Initiativen versuchten, in den ersten eineinhalb Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts den Frieden zu erhalten. In wenigen Tagen wurden sie jedoch – ebenso wie die Sozialdemokraten der anderen Staaten – im August 1914 von Kriegsgegnern zu Kriegsbefürwortern, wobei „sie den Krieg zwar kaum verhindern, aber die Kriegsdauer und den Verlauf durchaus beeinflussen hätten können.“
Nach Ende des Krieges gingen die Sozialdemokraten jedoch als politische Sieger hervor und konnten in vielen europäischen Staaten die Regierung übernehmen. Anhand zahlreicher Schautafeln werden die bedeutendsten europäischen Sozialdemokraten und Kommunisten dieser Jahre und ihre politischen Einstellungen dargestellt, wobei das Hauptaugenmerk natürlich auf Österreich gerichtet ist. Die Sonderausstellung ist bis 26.4.2015 jeweils am Donnerstag von 13 – 18 Uhr und am Sonntag von 12 – 16 Uhr geöffnet.
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