Führung: Das Archiv für Wissenschaftsgeschichte am Naturhistorischen Museum Wien. Ein Blick hinter die Kulissen
Führung: DDr. Martin Krenn LL.M. MA. (Naturhistorisches Museum Wien, Archiv für Wissenschaftsgeschichte)
12. April 2023, 16:30, Naturhistorisches Museum (1., Maria-Theresien-Platz)
Es ist erfreulich, dass es zuletzt wiederholt Veranstaltungen des Vereins für Geschichte der Stadt Wien gab, bei denen wegen der zahlreichen Anmeldungen Wiederholungstermine notwendig waren. So gab es auch für die Führung im Archiv für Wissenschaftsgeschichte am Naturhistorischen Museum zwei Termine (12. und 27. April) und sie boten überaus spannende Einblicke hinter die Kulissen des bedeutenden Hauses am Ring.
Das 1876 gegründete Wiener Naturhistorische Museum ist eines der wichtigsten naturwissenschaftlichen Museen der Welt – sein inzwischen auf 25 bis 30 Millionen Objekte angewachsener Sammlungsgrundstock reicht bis in die Zeit Maria Theresias und Franz Stephans von Lothringen zurück. Das 1773 von Maria Theresia in Auftrag gegebene Kaiserbild im großen Stiegenhaus des Museums war erste Station des Rundgangs. Das für die Sammlungsräumlichkeiten im Augustinergangtrakt der Hofburg angefertigte Gemälde zeigt Franz Stephan im Kreise der wissenschaftlichen Leiter seiner Sammlungen. Die für die Sammlungsgeschichte relevanten Archivbestände bis zur Gründung des NHM befinden sich zum größten Teil im Haus- Hof- und Staatsarchiv.
Das Archiv selbst ist auf mehrere Standorte im NHM aufgeteilt. Ein zentraler Bestand stellen die Akten der Intendanz bzw. Generaldirektion dar, welche für die zentralen Belange des Hauses zuständig war. Daneben verwahrt das Archiv Nachlässe und Teilnachlässe von bedeutenden österreichischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der letzten 200 Jahre finden. Hier stellte Archivleiter DDr. Krenn beispielhaft die Unterlagen von Franz Steindachner vor, 1896-1919 Leiter des Museums und gleichzeitig weltweit führender Ichthyologe, ein heute zu Unrecht weitgehend vergessener Wissenschaftler.
Mehrere Exemplare aus der umfangreichen Sammlung von originalen Bildern, Zeichnungen und Graphiken stellten ein besonderes Highlight der Führung dar. Vor der Erfindung der Fotografie waren sie ein wichtiges Forschungsmedium der Naturwissenschaften. Hier wurden unter anderem Arbeiten von Nikolaus von Jacquin gezeigt sowie Zeichnungen einer Australienexpedition. Die Führung wurde durch den Blick ins Innere der Kuppel des Museums abgerundet.
Bericht: Manuel Swatek
Fotos: Christoph Sonnlechner (12. April 2023) | Alfred Paleczny (27. April 2023)
Zur Person
DDr. Martin Krenn, Historiker und Archivar. Studien der Geschichtswissenschaft, Archivwissenschaft und Philosophie an den Universitäten Wien, Berlin (Humboldt-Universität) und Paris (Sorbonne). Seit 2020 Abteilungsdirektor Leiter des Archivs für Wissenschaftsgeschichte am Naturhistorisches Museums Wien. Forschungsschwerpunkte: Wissenschaftsgeschichte, Geschichte des burgenländisch-westungarischen Raumes ab der Frühen Neuzeit, burgenländische Zeitgeschichte. Letzte Publikationen: Geologen unter Wiens Straßennamen (Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt 2021); „Böse“ neue Nachbarn? Auseinandersetzungen um den Stadthotter Eisenstadts in der Frühen Neuzeit (Pro Civitate Austriae 2022)
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