Vortrag: Vom Prater-Kinematographen zum Kinopalast. Die Wiener Kinolandschaft von den Anfängen bis zur Nachkriegszeit
Veranstaltung zum Themenschwerpunkt "Vom Lichtspieltheater zum Multiplex. Zur Geschichte des Kinos in Wien" im Wien Geschichte Wiki
Vortragende: Dr.in Angela Heide (KinTheTop)
Moderation: Dr.in Brigitte Rigele
3. März 2020, 18:00, Vortragssaal des Wiener Stadt- und Landesarchivs (Gasometer D, 4. Archivgeschoss, 11., Guglgasse 14; Zugang über Gasometer A und die Mall)
Am 3. März 2020 gab es die erste Veranstaltung zum Themenschwerpunkt im Wien Geschichte Wiki des Wiener Stadt- und Landesarchivs „Vom Lichtspieltheater zum Multiplex. Zur Geschichte des Kinos in Wien“. Die Archivdirektorin Dr.in Brigitte Rigele konnte dazu wieder rund 80 Zuhörerinnen und Zuhörer im vollen Vortragssaal begrüßen und sich freuen, dass mit den Wiener Kinos ein weiterer Bereich erforscht wurde, für den das Archiv umfangreiches Material, vor allem von diversen Magistratsabteilungen, verwahrt.
Von den 400 Kinostandorten wurden dabei von Frau Dr.in Angela Heide rund 200 genauer untersucht und als erster Schritt mit einigen Dutzend Einträgen im Wien Geschichte Wiki und mit einer von ihr und Dr.in Susanne Claudine Pils kuratierten Präsentation von Originaldokumenten zu Wiener Kinos im Ausstellungsfoyer bis Anfang Juli dokumentiert.
Die Referentin zeigte bei ihrem Vortrag „Vom Prater-Kinematographen zum Kinopalast. Die Wiener Kinolandschaft von den Anfängen bis zur Nachkriegszeit“ vorerst wie sich die Präsentationen von „Lebenden Bilder“ ab 1896 zum Teil aus vorstädtischen Vergnügungsanstalten, Varietés, Praterbuden und -zelten zu Kinematographischen Anstalten und im 20. Jahrhundert zu den uns bekannten Kinos entwickelten. 1938 gab es weit über 200 Kinos in allen Stadtteilen und entlang aller Hauptstraßen als kulturelle Nahversorger in verschiedensten Bauformen. Frau Dr.in Heide zeigte anhand zahlreicher Fotos wie die Eck-, Schlauch-, Souterrain- und Hofkinos ausgesehen haben und welche „Kinopaläste“ es schon in dieser Zeit gab. Sie hat aufgrund des Archivmaterials Informationen zu deren Gründung, den baulichen und rechtlichen Veränderungen und den Eigentums- und Konzessionsfragen zusammengestellt. Weiters zeigte sie, dass viele Kinosäle von bekannten Architekten entworfen wurden. Im „Roten Wien“ und im Ständestaat bekamen Kinos neben ihrer Unterhaltungs- auch eine wichtige politische Funktion.
Im zweiten Teil des Vortrags widmete sich Frau Dr.in Heide den Arisierungen im Jahr 1938, wobei mehr als die Hälfte der Kinos zumindest in teil-jüdischer Hand waren. Sie zeigte anhand zahlreicher Beispiele, dass die Restitutionen im Jahre 1945 teilweise einen seltsamen Verlauf nahmen und oft die Ariseurinnen und Ariseure ihre Kinos weiterführen durften.
Die Entwicklung der Kinos in der Zweiten Republik und der Übergang von den kleinen Kinos zu den großen Kinos mit mehreren Sälen sowie die vielfältigen Funktionen, die alte Kinos heute übernommen haben, konnte die Referentin aus Zeitgründen leider nur mehr kurz streifen, obwohl die Zuhörerinnen und Zuhörer ihrem lebhaften Vortrag noch gerne länger zugehört hätten. Dafür war beim anschließenden kleinen Buffet, das das Wiener Stadt- und Landesarchiv nach diesen Schwerpunktvorträgen anbietet, noch eine Diskussion mit der Referentin möglich. (Bericht: Alfred Paleczny)
Zur Person
Dr.in Angela Heide ist Dramaturgin, Kuratorin und Kulturmanagerin. Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft (2005 Promotion Dr.in phil.), Germanistik, Philosphie und Anglistik in Wien, Berlin und England. Viele Jahre als Studienassistentin am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Wien sowie Hospitantin und Assistentin an verschiedenen Wiener Theatern tätig. Von 1995 bis 1997 lebte und arbeitete sie unter anderem in Oxford, London und Los Angeles. Von 1997 bis 2003 arbeitete sie mit Fritz Muliar zusammen. Für den Themenschwerpunkt “Vom Lichtspieltheater zum Multiplex. Zur Geschichte des Kinos in Wien” im Wien Geschichte Wiki bearbeitete sie 2019 die Geschichte ausgewählter Kinos in allen Bezirken Wien.
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